Ursprung und Basis des UDL
Ursprünglich stammt das Konzept des Universellen Designs aus der Architektur und Produktentwicklung. In diesen Bereichen wurde gefordert, dass Umgebungen und Produkte möglichst so zu gestalten sind, dass diese für alle Menschen so weit wie möglich nutzbar sind, ohne dass eine spezielle Anpassung erforderlich ist. Beim Universal Design for Learning (UDL) wendet man diese Idee auf das Lernen an: Der Lehrplan sollte von Grund auf so gestaltet werden, dass dieser bestmöglich allen Lernenden gerecht werden kann (Meyer et al., 2004).
Die Basis des UDL-Konzepts kommt aus den Neurowissenschaften. Die Annahme ist, dass alle Lernenden mit drei Netzwerken ausgestattet sind (strategisches, affektives und kognitives Netzwerk). Die Netzwerke sind von Mensch zu Mensch verschieden ausgeprägt. Um den Lernerfolg zu ermöglichen, muss die unterschiedliche Ausprägung bei der Gestaltung von Lernangeboten berücksichtigt werden. Das UDL-Konzept bietet drei Gestaltungsprinzipien mit jeweils neun weiteren Richtlinien (Checkpoints), um die flexible Ausgestaltung der Lernangebote zu realisieren (Meyer et al., 2004).
„UDL besteht aus einer Anzahl von Prinzipien, die den Rahmen für einen flexiblen Umgang mit den Lernbedürfnissen einzelner Schüler vorgeben. […] UDL bietet allen Schülern Wahlmöglichkeiten: Es erlaubt ihnen, die Hilfsmittel zu wählen, die am besten zu ihnen passen, ja sogar ihre Wege zum Lernerfolg individuell zu gestalten“ (Lindemann, 2014, S. 1).
Die 3 Prinzipien des Universal Design for Learning
Die Prinzipien (I, II und III) und die Richtlinien mit den dazugehörigen Checkpoints des UDL-Konzepts sind auf der Internetseite von CAST (Center for Applied Special Technology) in englischer Sprache zusammengestellt. Die übersetzte Fassung nach Schlüter et al., 2016 steht zum Download zur Verfügung. Im Folgenden werden drei Checkpoints examplarisch vorgestellt:
1. Prinzip: Multiple Möglichkeiten der Förderung von Lernengagement und Lernmotivation
Beispiel: Feedback
Regelmäßige Feedbacks ermutigen Schüler:innen in ihrem Arbeitsprozess und können die Selbsteinschätzung der Schüler:innen steigern. Diese Interaktion wiederum kann sich förderlich auf die Lehrer:in-Schüler:in-Beziehung auswirken (Prototypes, 2020).
2. Prinzip: Multiple Mittel der Repräsentation von Informationen
Beispiel: Alternativtexte bei visuellen Darstellungen
Bilder, Grafiken, Videos oder Texte werden oft genutzt, um Informationen darzustellen, aber diese Darstellungsformen sind nicht für alle Lernenden zugänglich. So haben bspw. Schüler:innen mit Beeinträchtigung des Sehens und Blindheit keine oder verminderte Möglichkeiten, diese Informationen wahrzunehmen. Diese Schüler:innen sind auf Alternativen (Alternativtexte) angewiesen (Wie macht man einen Alternativtext?). Außerdem können visuelle Informationen komplexe Bedeutungen haben und somit Interpretationsspielraum lassen. Dies würde bedeuten, dass die Interpretationen vom Kontext und vom Hintergrundwissen der Schüler:innen abhängig sind. Um sicherzustellen, dass alle Lernenden den gleichen Zugang zu den Informationen haben ist es essentiell, alternative Aneignungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Eine Form der alternativen Aneignungsmöglichkeiten ist der Alternativtext (CAST, 2018). Mit Hilfe von Alternativtexten werden die wichtigsten Informationen der visuellen Darstellung zusammengefasst. Zum anderen haben sie den Vorteil, dass sie von Screenreadern erfasst werden können und einen auditiven Zugang zur Darstellung ermöglichen (Hellbusch, 2017).
3. Prinzip: Multiple Mittel der Verarbeitung von Informationen und der Darstellung von Lernergebnissen
Beispiel: Darstellung von Lernergebnissen
Wenn die Schüler:innen selbst entscheiden können, wie sie ihre Lernergebnisse darstellen möchten, bietet dies verschiedene Vorteile. Einerseits wirkt sich dies positiv auf die Motivation der Lernenden aus. Andererseits werden auf diese Weise verschiedene Arbeitsweisen der Schüler:innen unterstützt, so dass Schüler:innen ihre eigene Lernform selbst wählen können. So kann bspw. den Schüler:innen angeboten werden, dass sie das Erlernte und/oder Erarbeitete mittels Essay (schriftlich und visuell) oder Podcast (auditiv) verarbeiten und darstellen (Prototypes, 2020). Diese Wahlmöglichkeit fördert die Entwicklung von Lernstrategien und das selbstständige Lernen.
Literatur:
CAST (2018). UDL: Offer alternatives for visual information.
CAST (2020). The UDL Guidelines.
Lindemann, R. (6. August 2014). Verständnis von Universal Design for Learning. ReadSpeaker.
Meyer, A., Rose, D. & Gordon, D. (2014). Universal Design for Learning: theory and practice.
Prototypes, C. (7. August 2020). Universelles Design für Lernstrategien.
Schlüter, A.-K., Melle, I. & Wember, F. B. (2016). Unterrichtsgestaltung in Klassen des Gemeinsamen Lernens: Universal Design for Learning. Sonderpädagogische Förderung heute, 61(3), 270–285.
Weiterführende Literatur:
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